Lukaskrankenhaus

Proktologie

Proktologie

Herzlich willkommen!


In unserer Klinik diagnostizieren und behandeln wir alle Erkrankungen des Enddarms und der Afterregion (Proktologie). Im Rahmen unserer Spezialsprechstunde für Enddarmerkrankungen (proktologische Sprechstunde), besprechen wir zusammen mit Ihnen ausführlich Ihre Beschwerden und decken durch Untersuchungen ursächliche Befunde auf. Falls eine Operation mit einem stationären Aufenthalt erforderlich wird, können Sie auf die Expertise in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie vertrauen.

Als Teil der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie können wir eine optimale proktologische Behandlung „rund um die Uhr“ gewährleisten. Darüber hinaus bestehen zahlreiche fachübergreifende Kooperationen innerhalb des Krankenhauses, die eine differenzierte Behandlung ermöglichen. Aus diesem Grund können wir in unserem Haus auch jede Form von Begleiterkrankungen behandeln und überwachen. Gemeinsam mit der Urologischen und der Gynäkologischen Klinik soll in naher Zukunft ein zertifiziertes Beckenbodenzentrum entstehen. 

Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie ist von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) als "Kompetenzzentrum für Chirurgische Koloproktologie" zertifiziert.

Abschließend sei erwähnt, dass das höchste Ziel in der Therapie von Enddarm- und Aftererkrankungen, die persönliche Behandlung vom Anfang bis Ende der Behandlung ist. Vordergründig ist, dass wir für jeden unserer Patienten ein individuelles, an den Beschwerden orientiertes Behandlungskonzept entwickeln, das den bestmöglichen Erfolg ohne Einbuße der Kontinenz ermöglicht.
 

Sprechstunden

Proktologische Sprechstunde (Neuss)

Dienstag 8.00 - 11.00 Uhr (Herr AA Wolf, OA Dr. May)
Donnerstag 8.00 – 11.30 Uhr (OA Dr. May)

Terminvereinbarung über das Sekretariat unter Telefon +49 2131 888 -3636 / -3605 oder über „proktologie.ne@rheinlandklinikum.de“

Ort, an dem Sie sich zum Termin einfinden: 
Zentrale Notaufnahme (ZNA) des Rheinland Klinikums Neuss

 

Proktologische Sprechstunde Grevenbroich

Donnerstag 10.00 – 13.00 Uhr (OA Dr. Sostmann)

Terminvereinbarung über das Patienten-Service-Center Grevenbroich Telefon +49 2181/6005678 oder über „proktologie.gv@rheinlandklinikum.de“

 

Falls notwendig, binden wir Termine mit entsprechenden Firmen-Vertretern für zum Beispiel die Biofeedback-Therapie in unsere Sprechstunde ein. 
Akute oder dringliche proktologische Notfälle werden in unserem Haus rund um die Uhr versorgt.

Erkrankungen des Enddarms, des Beckenbodens und der Afterregion

Die Proktologie befasst sich mit Symptomen und Erkrankungen des Enddarms und der Afterregion. Gern werden Erkrankungen in diesem Bereich unterschätzt, gleichzeitig werden Arztbesuche durch die Tabuisierung des Themas hinausgezögert. Des Weiteren besteht die Angst, dass eine potentielle Operation im Bereich der Afterregion mit wochenlangen Schmerzen oder Beeinträchtigung der Kontinenz verbunden ist.

Man geht davon aus, dass circa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung von Symptomen wie Hämorrhoidalleiden, Stuhlinkontinenz (Unfähigkeit, den Stuhl zu halten), chronischer Obstipation (Verstopfung und/oder Stuhlentleerungsstörung) betroffen sind. Die Symptome der Erkrankungen haben oftmals einen beträchtlichen Einfluss auf die Lebensqualität.

Entscheidend bleibt, das wir für Sie ein individuelles Behandlungskonzept entwickeln, das den bestmöglichen Erfolg, respektive die Heilung ohne Komplikationen und ohne Einbußen Ihrer Lebensqualität ermöglicht. Es soll betont werden, dass die meisten Beschwerden des Enddarms und der Afterregion konservativ, das heißt ohne Operation, behandelt werden können.


Häufige Beschwerden
Peranaler Blutabgang (Blut am Toilettenpapier), Brennen, Jucken, Nässen, Fremdkörpergefühl, Schmerzen, Stuhlschmieren, Häufiger Stuhldrang, Verlust der Stuhlkontrolle (Stuhlinkontinenz), Schwierigkeiten bei der Stuhlentleerung (Entleerungsstörung) bis zur chronischen Verstopfung, Senkung des Beckenbodens.
 

Häufige Erkrankungen
Vergrößerte und damit symptomatische Hämorrhoidalpolster, Afterriss (Analfissur), Analabszess (Eiteransammlung), Analfistel (Enddarm- und Afterfisteln), Enddarm-Scheiden-Fistel, Enddarmvorfall (Rektumprolaps), Rektozele, Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis), Tumoren am After bis zum Anal- oder Analrandkarzinom, Stuhlinkontinenz, Schließmuskeldefekte, Verstopfung (Obstipation), Stuhlentleerungsstörung, Beckenbodensenkung, Morbus Crohn des Afters und Enddarms sowie generell chronisch entzündliche Darmerkraknungen (CED) wie auch die Colitis Ulcerosa, Feigwarzen, Marisken, Perianalvenenthrombosen, Akne inversa, Analstenose

Abszesse und Fisteln

Abszesse (schmerzhafte, entzündliche Eiteransammlungen am After) und Fisteln (Verbindungen der Abszesse in den Enddarm oder den Analkanal) sind in der Regel eine Form einer Infektion der „Proktodealdrüsen“, die am Übergang der Enddarmschleimhaut zur Afterhaut ihren Ursprung nehmen. Die akute Verlaufsform ist der Abszess wobei die Analfistel das chronische Stadium darstellt, wenngleich nicht jeder Fistel ein Abszess vorangehen muss. Typische Symptome sind Schmerzen am After mit und ohne Sekretion, je nach Ausprägung mit Fieber. Abszesse und Fisteln am After können darüber hinaus mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung verbunden sein, wobei hier der Morbus Crohn die häufigste Manifestation darstellt.

Im akuten Stadium (Abszess) ist die notfallmäßige Entlastung durch Eröffnung des Abszesses in Kurznarkose die Therapie der Wahl. Während der Operation muss eine Analfistel ausgeschlossen werden. Alle Fisteln, die maximal das letzte Drittel der Schließmuskulatur durchdringen, können ohne Verlust der Kontinenz komplett gespalten werden. Die Wunde heilt unter offener Wundbehandlung (tägliches Ausduschen) innerhalb weniger Wochen komplett ab.

Analfisteln, die direkt durch den Schließmuskel verlaufen, müssen erst mit einer Fadendrainage behandelt (armiert) werden und können nach Abheilung definitiv verschlossen werden. Hierbei kommen verschiedene Operationsverfahren zur Anwendung. Es gilt den erfolgreichen und dauerhaften Fistelverschluss sowie den Erhalt der Kontinenz in gleicher Weise zu gewehrleisten. Hierbei wird das für den Heilungserfolg und die Kontinenz bestmögliche Operationsverfahren individuell in Abhängigkeit vom Fistelverlauf festgelegt. Als Beispiele: 

 

Plastischer Fistelverschluss
Bei der Fistelausschneidung wird der Fistelgang vollständig und bei gleichzeitiger Schonung der Schließmuskulatur mit Narbengewebe entfernt und die „innere“ Wunde oder das Ostium wird durch eine Verschiebelappenplastik („Flap-Plastik“) verschlossen. Die primären Heilungsraten liegen etwa bei 70 bis 80 Prozent.

Fistelverschluss durch Plug-Verfahren
Hierbei wird die Fistel durch einen Kollagenplug verschlossen, welcher auch durch Schleimhaut bedeckt werden kann, so dass dies eine schonende Operationsmethode darstellt, bei der der Schließmuskel nicht verletzt wird. 

Fistelverschluss in LIFT-Technik
Einen weiteren „Sphinkter-erhaltenden“ Ansatz stellt die sogenannte „LIFT“-Technik („ligation of intersphincteric fistula tract“) dar, die auf einem Verschluss der inneren Fistelöffnung mit Entfernung von kryptoglandulärem Granulationsgewebe durch den Intersphinktärraum beruht.

Besonderheit: „Enddarm-Scheiden-Fisteln“
Die Behandlung der Enddarm-Scheiden-Fistel („rektovaginale Fistel“) ist in gleicher Weise eine Herausforderung, wobei hier meist Crohn-assoziierte Fisteln und Fisteln nach einer Operation oder Bestrahlung vorliegen. Auch hier gelten die plastischen Verschlussoperationen mit Flap als effektive Option, jedoch sind die Rückfallraten höher als bei klassischen Analfisteln. Deshalb wird in der Regel die definitive Fisteloperation unter Stomaschutz empfohlen. Manchmal müssen komplexe Eingriffe (z.B. Musculus Grazilis-Transposition/-Plastik) bei Rezidivfisteln mit perinealem Substanzdefekt zum Einsatz kommen, wobei hier eventuell eine Verlegung in ein hierfür spezialisiertes Zentrum erfolgt.  

Afterriss

Der Afterriss (Analfissur) ist durch einen Einriss der Haut, respektive der Schleimhaut am After charakterisiert. Hauptsymptome sind intensiver Schmerz bei oder nach der Stuhlentleerung mit Blutabgang. Die akute Analfissur heilt unter konservativer Behandlung meist innerhalb von 4 bis 8 Wochen aus. Bei fehlender Heilung kann sich jedoch eine chronische Fissur entwickeln, mit Ausbildung eines wahrgenommen „Polypen“ am After im Sinne einer Hypergranulation führt (kompliziert chronische Fissur).

Die konservative Behandlung der akuten und chronischen unkomplizierten Analfissur führt bei 70 Prozent der Patienten zu einer vollständigen und zuverlässigen Ausheilung innerhalb von 4 bis 8 Wochen. Hierbei ist die lokale Anwendung von Spezial-Salben zum Therapiestandard geworden. Die lokale Applikation führt über eine direkte Entspannung (Relaxation) des inneren Schließmuskels zu einer raschen Schmerzreduktion und zuverlässigen Abheilung durch Verbesserung der resultierenden Durchblutung. Zusätzlich sind eine Stuhlregulation und in den ersten Tagen eine Schmerzmitteleinnahme notwendig.

Die operative Behandlung ist infolge der hohen Wirksamkeit der konservativen Therapie nur dann notwendig, wenn die Salbenbehandlung erfolglos bleibt. Hingegen ist bei der komplizierten chronischen Analfissur die lokale Fissurektomie (z.B. nach Gabriel) mit Ausschneiden des entzündlichen Gewebes das beste Vorgehen. 

Anale intraepitheliale Dysplasien (AIN)

Bei der AIN handelt es sich um Alterationen (Dysplasien) der Anal- oder Analrandhaut (auch perianal, PAIN), welche sich in einen Bösen Tumor (Analkarzinom) entwickeln können. Nahezu alle Palttenepithel-Dysplasien sind Virusinduziert, hier ist das humane Papilloma-Virus mit seinen Subtypen/-Stämmen zu erwähnen (HPV). Man unterscheidet je nach Befall „high-grade“ (früher AIN II und III) von „low-grade“ (früher AIN I) Dysplasien. Die Endstrecke solcher Entartungen ist ein bösartiger Tumor der Analregion (Analkarzinom). Insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen, HIV, transplantierte Patienten sowie generell immungeschwächte oder unter einer immunmodulatorsichen /-supprimierenden Therapie stehende Patienten sollten einem entsprechenden Screening unterzogen werden. Eine histologische Sicherung im Sinn eines „anal mapping“ wäre hier anzustreben. 

Beckenbodensenkung

Eine hiermit verbundene, mögliche Harn- und Stuhlinkontinenz sowie die Stuhlentleerungsstörung stellen mit zunehmendem Alter eine relevante Beeinträchtigung dar und haben für die Betroffenen schwerwiegende psychosoziale Auswirkungen, die mit einer deutlich reduzierten Lebensqualität einhergehen. Eine Beckenbodensenkung hat häufig geschlechtsspezifische Ursachen (z. B. Schwangerschaft und Entbindung, Östrogenmangel, übermäßiges Pressen bei der Stuhlentleerung), aber auch Männer im höheren Lebensalter können von funktionellen Kontinenzstörungen (z. B. nach Prostatakarzinom) betroffen sein.

Die adäquate Behandlung bleibt wegen der vielfältigen Ursachen, der häufig kombiniert vorliegenden Störungen und klinischen Ausprägungsformen eine Herausforderung. An erster Stelle stehen für uns immer konservative Behandlungsoptionen (z. B. medikamentöse Beeinflussung der Stuhlqualität und Stuhlpassage, Beckenbodengymnastik, Biofeedback). Erst wenn wir durch konservative Behandlungsmaßnahmen kein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen, ziehen wir operative Behandlungskonzepte in Erwägung. Eine standardisierte Funktionsdiagnostik ist in jedem Fall durchzuführen. Des Weiteren muss eine interdisziplinäre Begutachtung erfolgen, in der Regel gemeinsam mit der Gynäkologie und der Urologie. Zusätzlich müssen häufig Gastroenterologie, Neurologie sowie die Psychosomatik involviert werden. 

Neben operativen Maßnahmen gibt es multiple konservative Ansätze, deren Stellenwert häufig unterschätzt wird:

  • Prävention von Beckenbodenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft, z. B. durch Rückbildungsgymnastik im Wochenbett und nach Entbindung
  • Beckenbodengymnastik unter physiotherapeutischer Anleitung
  • Biofeedback-Training
  • Irrigationsbehandlung
  • Medikamentöse Beeinflussung der Stuhlqualität bzw. Stuhlkonsistenz
  • Ernährungsberatung
  • Analtampons
  • Pessar-Therapie (Gynäkologie)
  • Psychosomatische Betreuung

Generell schöpfen wir immer erst die konservativen Behandlungsoptionen aus, da eine beträchtliche Anzahl der Patienten eine zufriedenstellende Verringerung der Beschwerden erreicht bzw. einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität erfährt - und dies unabhängig vom Lebensalter. 

Chronische Verstopfung

Die chronische Obstipation (Verstopfung) liegt gemäß der ROM-III-Kriterien und der aktuellen Leitlinie "Chronische Obstipation" vor, wenn subjektiv unbefriedigende Stuhlentleerungen vorliegen, die mindestens über einen Zeitraum von drei Monaten bestehen und mindestens zwei der folgenden Leitsymptome beinhalten:

  • Starkes Pressen zur Defäkation
  • Klumpiger oder harter Stuhl (feste Stuhlkonsistenz)
  • Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • Subjektive Obstruktion oder
  • Manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation, jeweils bei > 25 Prozent der Stuhlentleerungen, oder < 3 Stühle pro Woche.

Ursächlich werden faserarme (ballaststoffarme) Kost, verringerte Flüssigkeitszufuhr, mangelnde Bewegung und Unterdrückung des Defäkationsreizes als ätiologisch „triggernde“ Faktoren beschrieben. Ein kausaler Zusammenhang besteht jedoch nicht. Weitere Ursachen sind die Formen der medikamentös bedingten Obstipation sowie neurologische, endokrine oder systemische Erkrankungen, die zur Obstipation führen. Zudem kann eine chronische Obstipation – insbesondere schwere Verlaufsformen und die „slow transit constipation“ (verlängerte intestinale Passagezeit bzw. verlängerte Kolon-Transit-Zeit) – mit enterischen Neuropathien und/oder Myopathien sowie Veränderungen an intestinalen Schrittmacherzellen bzw. Neurotransmittern zusammenhängen.

Stuhlentleerungsstörung

Bei einer Stuhlentleerungsstörung liegt eine gestörte Entleerung des Rektums bei normaler Stuhlfrequenz vor. Synonym werden heute Begriffe wie Outlet-Obstruktion, „Obstruktives Defäkations-Syndrom“ („ODS“) verwendet. Eine ODS-Symptomatik ist häufig Bestandteil funktioneller Erkrankungen des Beckenbodens und bedeutet für die meist weiblichen Patienten eine wesentliche Einbuße der Lebensqualität, wobei Übergänge oder Koinzidenzen mit der „slow-transit-Obstipation“, dem Reizdarm-Syndrom und der Stuhlinkontinenz häufig fließend sind.

Mögliche morphologisch-organische Ursachen einer Stuhlentleerungsstörung können sowohl im Kolon als auch im Rektum (Enddarm) auftreten. Neben morphologisch-organischen Befunden müssen funktionelle Störungen des Beckenbodens und des Rektums abgegrenzt werden. Hierbei zeigen Patienten mit funktionell bedingter Störung eine paradoxe Reaktion der Beckenbodenmuskulatur und des äußeren Schließmuskels oder eine fehlende Entspannung des unwillkürlichen inneren Schließmuskels. Durch die erweiterten diagnostischen Möglichkeiten (neurologische Basisuntersuchung, Beckenboden-EMG, Pudendus-Diagnostik bei einem Neurologen, zusätzlich Manometrie und (MR)-Defäkografie) ist es möglich geworden, Störungen zu objektivieren.

Unbestritten ist die Notwendigkeit, eine generalisierte Transportstörung („slow-transit-Obstipation“) von einer segmental verursachten Entleerungsstörung ("ODS") zu differenzieren. Darüber hinaus kann die Ursache der Obstipation bzw. der Stuhlentleerungsstörung verschiedene Kompartimente bzw. Entitäten (Beckenboden - Rektum - Kolon) betreffen.

Die Behandlung reicht von konservativen bis zu operativen Optionen, wobei die Art der Behandlung immer individuell anhand eines „Stufenkonzepts“ mit den Patienten festgelegt wird – in Abhängigkeit der Symptome, der Beeinflussung der Lebensqualität und der vorliegenden Befunde. Ein konservativer Behandlungsversuch ist immer Mittel der ersten Wahl.

Endarmvorfall

Im Gegensatz zu einem kompletten Prolaps der Hämorrhoidalpolster (Analprolaps), ist der Enddarmvorfall (Rektumprolaps) ein Vorfall des gesamten Enddarms, der beim Pressen oder spontan vorliegen kann. Die unterschiedlichen Ausprägungen eines Enddarmvorfalls sind häufig Folgezustände chronischer Verstopfung (Obstipation), betreffe in drei Viertel der Fälle Frauen. Typische Symptome beim inneren Enddarmvorfall (Intussuszeption) sind unvollständige Stuhlentleerung, heftiges Pressen, Druckgefühl und Schmerzen. Der Enddarmvorfall kombiniert mit jeder anderen Störung des Beckenbodens auftreten.

Die chirurgische Behandlung des inneren Enddarmvorfalls ist abhängig von den Symptomen und dem Ausmaß des Enddarmvorfalls: Liegt ein Enddarmvorfall vor, der nur beim Pressen oder Anstrengung auftritt, können wir diesen minimal-invasiv, d.h. ohne äußere Wunde und damit ohne sichtbare Schnitte, mit einer Klammernahtmethode (STARR-Operation - stapled transanal rectal resection) operieren. Bei einem äußeren Enddarmvorfall, legen wir für jeden Patienten individuell das Operationsverfahren fest. Dabei stehen uns minimal-invasive Verfahren „durch den After“ (z.B. Operation nach Altemeier, Operation nach Delorme) sowie minimal-invasiven Operationen durch den Bauchraum zur Verfügung. Die Wahl des Operationsverfahrens hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Kontinenz-Leistung ab. 

Vergrößerte / symptomatische Hämorrhoidalpolster

Die Hämorrhoidalpolster stellen ein komplexes Schwellkörpersystem am Übergang des Enddarms zum After dar, die zur Feinabdichtung vorgesehen sind. Sie sind somit neben dem Schließmuskelapparat und der Beckenbodenmuskulatur Teil des Kontinenzorgans. Hämorrhoidalbeschwerden sind weit verbreitet und betreffen circa 10 bis 20 Prozent der deutschen Bevölkerung. Die häufigsten Ursachen sind starkes Pressen bei der Stuhlentleerung, Schwangerschaft und Entbindung sowie anlagebedingte Faktoren wie eine Bindegewebsschwäche respektive eine Störung im Kollagenstoffwechsel. Typische Beschwerden beim Hämorrhoidalleiden sind Blutung, Schmerzen, Jucken, Brennen, Nässen und Stuhlschmieren. Darüber hinaus können die Hämorrhoidalpolster bei der Stuhlentleerung nach außen treten („Prolaps“) oder zu schmerzhaften Perianalvenenthrombosen führen.

Milde Vergrößerungen verursachen häufig Beschwerden, die in der Regel ohne Operation durch Lokaltherapie (Zäpfchen, Salben) oder Stuhlregulation behandelt werden können. Ziel der Behandlung ist immer die Beseitigung von Symptomen.

Eine Operation wird nur bei fortgeschrittenen Stadien empfohlen. Neben einer wenig invasiven Versorgung wie einer Hämorrhoidalarterienligatur (HAL) und den konventionellen Hämorrhoidal-Operationen (z. B. Operation nach Milligan-Morgan, Operation nach Parks, Operation nach Ferguson, Operation nach Fansler-Arnold) stellt eine minimal-invasive Methoden wie die Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo (nicht im Stadium IV!) eine weitere Methode dar. Die Art des Operationsverfahrens wird immer individuell in Abhängigkeit der Symptome und des lokalen Befundes festgelegt.

 

Das Hämorrhoidalleiden wird je nach Größe der Hämorrhoidalpolster und der Prolapssymptomatik in vier Grade eingeteilt:

Grad I: vergrößerte Hämorrhoiden, die nur bei der Enddarmspiegelung sichtbar sind.

Grad II: vergrößerte Hämorrhoiden, die bei der Stuhlentleerung nach außen treten (vorfallen) und sich spontan zurückziehen.

Grad III: Hämorrhoiden treten bei der Stuhlentleerung nach außen und müssen manuell zurückgeschoben (reponiert) werden.

Grad IV: äußere, am After fixierte Hämorrhoiden.

Während wir Hämorrhoiden Grad I und II in der Regel konservativ, also ohne Operation behandeln, raten wir bei den „äußeren“ Hämorrhoiden bei entsprechenden Beschwerden zu einer operativen Versorgung. Insbesondere bei fortgeschrittenem Hämorrhoidalleiden treten häufig Schmerzen, Jucken, Brennen und Stuhlschmieren sowie Blutungen auf, die für die betroffenen Patienten eine deutliche Einbuße ihrer Lebensqualität darstellen.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Analfisteln, die mit einem M. Crohn vergesellschaftet sind, sind aufgrund des dynamischen Verlaufs der Grunderkrankung, der individuellen Verläufe und der häufig komplexen Fistelmanifestationen nicht nur für die Diagnostik, sondern in gleicher Weise für die Therapie eine interdisziplinäre Herausforderung.

Neben Abszessen und Fisteln können beim M. Crohn zusätzlich schmerzhafte Ulzerationen, Analfissuren, entzündliche Marisken oder eine anorektale Stenose auftreten. Eine perianale Crohn-Manifestation, die in erster Linie durch wiederkehrende Abszess- oder Fistelbildung charakterisiert ist, tritt bei bis zu 40 Prozent aller Crohn-Patienten auf. Oft ist eine Crohn-Manifestation in der Afterregion mit einem Dünn- oder Dickdarmbefall vergesellschaftet, eine isolierte, das heißt auf die Afterregion beschränkte Crohn-Manifestation ist selten, führt jedoch aufgrund der meist negativen Koloskopie zu diagnostischen Schwierigkeiten und rezidivierenden Verläufen. Gleiches gilt in seltenen Fällen für die Colitis ulcersoa und die Mischform beider Erkrankungen. 

Höchstes Ziel der Behandlung einer Crohn-assoziierten Analfistel ist die Symptomfreiheit. Aufgrund des dynamischen Krankheitsverlaufs gilt der allgemeine Grundsatz „So viel wie nötig, so sparsam wie möglich“, insbesondere auch für perianale Crohn-Manifestationen. Oberflächliche Analfisteln können analog der allgemeinen Prinzipien der Fistelchirurgie gespalten werden. Proximale Analfisteln sollten bei Vorliegen eines Abszesses und / oder allgemeiner Krankheitsaktivität primär mit einer Fadendrainage versorgt werden. Definitive Fistelverschlüsse dürfen nur nach interdisziplinärer Behandlung (Chirurg und Gastroenterologe) und Ausschluss einer allgemeinen Crohn-Aktivität bzw. eines Crohn-Befalls des Enddarms durchgeführt werden. Manchmal ist es bei schweren Verlaufsformen auch von Nöten ein passageres Deviations-Stoma (künstlicher Darmausgang) anzulegen. 

Die interdisziplinäre Therapie (Gastroenterologe und Proktologe) hat hierbei hohe Priorität und ist in unserem Hause wie auch durch ambulante Partner gewehrleistet. 

Stuhlinkontinenz

Die Stuhlinkontinenz wird als Unfähigkeit, den Stuhl zu halten resepektive sich kontrolliert zu entleeren, definiert. Die Ausprägungsgrade des unwillkürlichen Stuhlverlusts sind enorm und reichen von der Stuhlinkontinenz für Winde (Grad I) über die Inkontinenz für flüssigen Stuhl (Grad II) bis zur Inkontinenz für festen Stuhl (Grad III). Ursachen für eine Stuhlinkontinenz sind vielfältig und beinhalten normale Alterungsprozesse, Schäden am Schließmuskel, Geburt oder operative Eingriffe, neurologische Ursachen sowie die Beckenbodensenkung (s.o.).

Neben konservativen Behandlungsoptionen sind in den letzten Jahren sowohl mit der „bulking agents-Therapie“ (Unterspritzung des Schließmuskels durch den After) als auch mit der sakralen Neuromodulation vielversprechende Erfolge erzielt worden.

Bei der bulking agents-Therapie kann der Analkanal z.B. mit Kollagen unterspritzt werden und so eine „mechanische Bremse“ durch eine lokale Vernarbung induziert werden. Das Verfahren kann ohne Narkose erfolgen, die Langzeitergebnisse zeigen eine Wirksamkeit bei der Hälfte der Patienten mit eindeutiger Verbesserung der Lebensqualität.

Die sakrale Neuromodulation (Sakrale Neurostimulation bzw. „SNS“) hat ihren festen Stellenwert in der Therapie der Stuhlinkontinenz. Gerade bei Patienten mit proktologischer (z.B. Stuhlinkontinenz) und urologischer Symptomatik (z.B. Drang-Inkontinenz, „überaktive Blase“) werden funktionell gute Resultate gesehen. Die sakrale Neuromodulation kann auch bei Stuhlinkontinenz infolge eines anatomischen Sphinkterdefekts (z.B. nach Dammriss bei Geburt) wirken, sowie bei Stuhlentleerungsstörung, chronischen Schmerzsyndromen und chronischer Verstopfung.

Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis Zyste)

Der „Sinus pilonidalis“ (Steißbeinfistel) ist eine Erkrankung der Haarfollikel und der Haut im Bereich des Gesäßes (Rima ani). Meist führen eingewachsene Haare (entweder lokal oder durch herabgefallenes Schnitthaar) in diesem Bereich zu einer chronischen Entzündung zwischen den Gesäßhälften, die mit Schmerzen, eitriger Sekretion oder Blutung einhergehen kann. Im akuten Stadium liegt häufig ein Abszess mit Schmerzen, Schwellung und Fieber vor, im chronischen Verlauf steht eine Fistelbildung mit Flüssigkeitssekretion im Vordergrund.

Bei Vorliegen eines Abszesses steht die operative Entlastung des Abszesses im Vordergrund, bei chronischen Verläufen stellt die sparsame Entfernung des Sinus pilonidalis nebst aller Fistelgänge mit offener Wundbehandlung und sekundärer Heilung, oder ein primärer Verschluss mit plastischer Rekonstruktion der Haut bei sauberen Verhältnissen, die Behandlung der Wahl dar. Hierbei konkurrieren verschiedene Operationstechniken (z.B. Operation nach Karydakis, Limberg-Flap). Die Entscheidung, welches Operationsverfahren zur Anwendung kommt, treffen wir individuell.

Acne inversa oder Pyodermia fistulans significa

Patienten mit dieser rein die Dermis betreffenden, fistulierenden und bei Superinfektion abszedierenden Erkrankung, zeigen die Manifestationen meist axillar, inguinal, jedoch nicht zu selten auch perianal. Die chronische Alteration der Haut mit rezidivierenden Abszessen und Fisteln, führt zu einem enormen Leidensdruck, mitunter auch Scham. Meist besteht ein Zustand nach multiplen, teils mutilierenden Abszess-Entlastungen /-Spaltungen. Ein nachgewiesener „Motor“ für die Erkrankung ist der Nikotinkonsum. 

Primäres Ziel einer Behandlung ist zunächst bei akuter Form mit Abszedierung, die Entlastung sowie die Armierung eventueller Fisteln. Nach Rückgang der Entzündung kann dann eine Therapie der chronischen Verlaufsform besprochen werden. Letztlich kann eine komplette Heilung nur in einer kompletten (oberflächlichen) Resektion der Pyodermie-tragenden Hautareale erzielt werden. Dies bedeutet in der Regel eine längere, offene Wundbehandlung, teilweise können auch passagere Therapien mit Vakuum-Verbänden von Nöten sein. Die Behandlung muss individuell mit dem Patienten abgestimmt werden. Manchmal ist es bei schweren Verlaufsformen auch von Nöten ein passageres Deviations-Stoma (künstlicher Darmausgang) anzulegen.

Diagnostische Verfahren und Behandlungsmöglichkeiten
 

Grundlage einer jeden Untersuchung ist das ausführliche Gespräch mit unseren Patienten. Des Weiteren bieten wir wichtige diagnostische Verfahren an. Oberstes Ziel der Diagnostik ist es, mögliche Befunde, die Ihre Beschwerden hervorrufen, aufzudecken und mit Ihnen zu erörtern. Die proktologische Diagnostik ist schmerzfrei und bedarf keiner Darmvorbereitung:

  • Enddarmspiegelung (Proktoskopie)
  • Mastdarmspiegelung (Rektoskopie)
  • Ultraschall des Mastdarms und des Schließmuskels (Endosonografie)
  • Druckmessung des Schließmuskels (Manometrie)
  • Defäkografie (Stuhlentleerung unter Röntgen-Kontrolle)

 

Konservative Behandlungsmöglichkeiten ohne Operation

  • Medikamentöse Beeinflussung der Stuhlqualität und Stuhlpassage
  • Salbenbehandlung
  • Beckenbodentraining
  • Biofeedback-Training
  • Irrigation (Klistierbehandlung)
  • Screening-Untersuchungen bei Risiko-Patienten (Immunsuppression, HIV)
  • Topische Behandlung einer AIN / Dysplasien

Operative Behandlungsmöglichkeiten

  • Plastisch-rekonstruktive Hämorrhoidenoperationen, inklusive Stapler-Verfahren (je nach Indikation)
  • Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur (HAL)
  • Fissurektomie
  • Spaltung von Analabszessen
  • Spaltung von Analfisteln
  • Minimal-invasive Operationen bei Analfisteln (Schließmuskelerhalt in Flap-Technik, LIFT-Technik)
  • Entfernung von Marisken
  • Entfernung von Feigwarzen
  • Entfernung von gutartigen Tumoren oder Krebsvorstufen (AIN) sowie Screenings im Sinne eines „histologischen, analen mappings“
  • Minimal-invasive Operationen zur Behebung eines Darmvorfalls (z.B. Operation nach Altemeier oder Delorme)
  • Operationen bei Entleerungsproblematiken im Sinne von Rektopexien (minimal-invasiv nach d´Hoore oder offen nach Wells) oder als Resektions-Rektopexie
  • Sakrale Neurostimulation ("Darmschrittmacher") à wird aktuell nicht angeboten, soll in Zukunft folgen
  • Entfernung von Steißbeinfisteln (Sinus pilonidalis), minimal-invasive Techniken („pit picking“), plastische Rekonstruktion (z.B. Operation nach Karydakis, Limberg-Flap)
  • Operative Behandlung der Pyodermia (fistulans significa) / Acne inversa

Ärztliche Aus- und Weiterbildung


Weiterbildungsbefugnis:
Es besteht die volle Weiterbildung in der Zusatz-Weiterbildung "Proktologie" (WBO 2012).